Ausgewo­genheit

Der Begriff der „Ausgewogenheit“ meint ein „harmonisch-aufeinander-Abgestimmtsein“, also eine Ausbalancierung unterschiedlicher, insbesondere einander gegenüberstehender Faktoren. In der psychiatrisch-psychotherapeutischen Arbeit wird der Begriff Ausgewogenheit häufig dann verwendet und zum Einsatz gebracht, wenn ein Patient über eine innere und/oder äußere „Unausgewogenheit“ klagt, also entweder über ein Hin-und-Hergerissen-Fühlen zwischen entgegengesetzten Gefühlen, Gedanken, Bestrebungen, Impulsen u. a. oder über das Dominieren einer Seite gegenüber der anderen. In solchen Fällen kann es ein therapeutisches Bestreben sein, den Patienten zu einer größeren inneren und äußeren Ausgewogenheit zu führen. Der Bedarf an gesunder Ausgewogenheit ist allerdings sehr abhängig von der Grundpersönlichkeit eines Individuums: Ein Individuum, das in der Tiefe seiner Persönlichkeit (Temperament) von Ängstlichkeit und Vorsicht geprägt ist (Harm-avoidance), benötigt zu einem gesunden Leben (sich gesund fühlen) ein deutlich höheres Maß an Ausgewogenheit im Sinne von Harmonie und Ausbalanciertheit als ein „Abenteurer“-Temperament (Novelty-Seeking), welches die Herausforderungen von vorübergehender Unausgewogenheit für ein Sich-Gesund-Fühlen zwingend benötigt.