Belebung

Psychologisch-psychiatrisch ist Belebung als ein Phänomen zu betrachten, in dem der Begriff des Lebens und der Lebendigkeit im Gegensatz zum Tod und zur Unlebendigkeit prägend ist. Die meisten psychischen Erkrankungen zeichnen sich durch einen Mangel an Leben und Lebendigkeit bei gleichzeitig hohem Erregungsniveau (z. B. Angsterregung) aus. Depressive si nd von Gefühllosigkeit, Antriebslosigkeit und vielen anderen „Losigkeiten“ gekennzeichnet, sie fühlen dadurch keine Bindungen mehr und vermögen keine Präsenz mehr in einem für Leben und Lebendigkeit notwendigen Ausmaß zu erleben.

Belebung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist daher ein sehr häufig identifizierbares Ziel in deren Behandlung. Belebung findet im Kern in drei Bereichen statt, die jeweils therapeutische Techniken und Verfahren bestimmen: Belebung auf der Ebene der Emotionen, auf Ebene der Bindung und auf Ebene der Präsenz. Diverse therapeutische Techniken helfen auf diesen Ebenen bei der Belebung: klassische Psychotherapien, nonverbale  Verfahren, Sporttherapien und insbesondere auch präsenzbasierte Behandlungsansätze. Letztere Ansätze, die auf der Präsenztheorie von Stanfordprofessor Hans Ulrich Gumbrecht basieren, fokussieren auf die neue Wertschätzung von „Präsenzerleben“ (ohne Nachdenken im Hier und Jetzt, im Körper, in Gefühlen und Bindung) gegenüber „Sinnerleben“ (also Rationalität, Nachdenken, Interpretieren) und auf die Förderung von Präsenzerleben in Häufigkeit und Intensität.