Bindung

Der Begriff und das Phänomen der „Bindung“ haben in den letzten 1-2 Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die Bindungsforschung, die u. a. auf John Bowlby und Mary Ainsworth basiert und wesentlich die Arbeit und die Theorien u. a. von Donald Winnicott und Anna Freud beeinflusst haben, wurde im deutschsprachigen Raum insbesondere durch das Forscherehepaar Karin und Klaus Grossmann populär gemacht: Für das psychiatrisch-psychotherapeutische Fachgebiet waren insbesondere die wissenschaftlichen Befunde zum Einfluss von sicherer versus unsicherer Bindung im Kindesalter auf die Epigenetik und auf spätere psychische Erkrankungen von großer Bedeutung. Unsichere Bindungserfahrungen im Kindesalter können unter bestimmten genetischen Voraussetzungen zu einer erhöhten Rate an Angst-Sensitivität, Angsterkrankungen und Depressionen im Jugend- und Erwachsenenalter führen. Diese biologischen Erkenntnisse stützen die psychoanalytischen Theorien und können in psychotherapeutische Behandlungsprozesse einfließen. Bei bestehenden Angsterkrankungen und Depressionen im Erwachsenenalter blickt man regelmäßig auch in die frühe Kindheit des Betroffenen zurück und versucht mögliche unsichere Bindungserfahrungen zu identifizieren und schließlich mithilfe psychodynamischer Therapietechniken zu behandeln.