Genuss

Genuss erfährt aktuell zunehmende Bedeutung im Fachgebiet von Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Genuss ist positiv konnotiert und entsteht zwingend über die Sinnesorgane. Genuss wird zumeist über ein dominierendes Sinnesorgan vermittelt (Genuss beim Essen, beim Hören von Musik, bei Sexualität etc.) und abhängig von der Intensität überwiegend körperlich erlebt. Im Gegensatz zur Achtsamkeit ist Genuss also besonders körperlich fokussiert und gleichzeitig tendenziell stark im „Hier und Jetzt“ verankert – insofern zeigt sich das Phänomen des Genusses dem „Präsenzerleben“ sehr nahe. Der Gegenpol zum Genuss ist die Askese, die insbesondere in der indischen Tradition (Veden, Hinduismus etc.) ritualisiert und kultiviert wurde und beim Lösen von „illusorischen Begehren“ helfen soll.

Genuss erfordert besonders die Fähigkeit zu Hingabe mit einem gleichzeitig zumindest punktuellen „Nicht-Denken“ und ist bei psychisch erkrankten Menschen häufig eingeschränkt. Insbesondere depressive Menschen leiden unter einer verlorenen gegangenen Genussfähigkeit im Zuge einer Präsenznivellierung und Hypertrophen Hermeneutik.

Viele Kliniken zur Behandlung psychisch Erkrankter bieten eine Art „Genusstraining“ an, das häufig von zusätzlich fortgebildeten Fachpflegekräften erfolgreich angeboten wird.